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Ladeinfrastruktur

Europäischer Austausch zu Ladeinfrastruktur für E-Lkw

Auf Einladung der Initiative hEVy Charge EU diskutierten am 15. November 2022 in Brüssel relevante Akteure in einem Panel zur Europäischen Ladeinfrastruktur für batterieelektrische schwere Nutzfahrzeuge. Dabei zeigten Deutschland und die Niederlande ähnliche nationale Strategien. Es besteht großes Interesse an einem weiterführenden Austausch mit weiteren nationalen Infrastruktur-Agenturen.

Felicitas Behr und Walter Holderried auf dem Panel "Europäische Ladeinfrastruktur für batterieelektrische schwere Nutzfahrzeuge"
Die Initiative hEVy Charge EU wird unter anderem von e-mobil BW koordiniert. Felicitas Behr und Walter Holderried der e-mobil BW begleiteten die Veranstaltung in Brüssel.
© e-mobil BW

Ein entscheidender Punkt für den Markthochlauf klimafreundlicher Antriebe ist neben den Gesamtbetriebskosten (TCO) auch die nötige Lade- und Tankinfrastruktur. „Die Transformation der Nutzfahrzeugantriebe hat begonnen. Nun ist es entscheidend, dass die europäische Infrastruktur mit der Verbreitung von entsprechenden Fahrzeugen Schritt hält“, so e-mobil BW Geschäftsführer Franz Loogen. Aus diesem Grund ludt die Initiative hEVy Charge EU am 15. November in die Vertretung des Landes Baden-Württemberg bei der Europäischen Union in Brüssel zum Panel „Europäische Ladeinfrastruktur für batterieelektrische schwere Nutzfahrzeuge“ ein. Im Rahmen der Veranstaltung diskutierten Vertreter:innen u.a. des ACEA, CharIN e.V., der Europäischen Kommission und der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur das Thema Fahrzeugverfügbarkeit und Ladenetzausbau.

Batterieelektrische Lkw für die Langstrecke sind zeitnah verfügbar

Bereits auf der diesjährigen IAA Transportation in Hannover zeigten zahlreiche Fahrzeughersteller neue elektrische Langstrecken-Lkw und gaben zeitnahe Verfügbarkeiten an. Auch Thomas Fabian, Director Commercial Vehicles des ACEA, stellte klar: "Die Fahrzeuge sind in Serienproduktion oder stehen kurz vor der Markteinführung und werden kein Hindernis für den Übergang zum klimaneutralen Güterverkehr sein". Stattdessen sei es umso wichtiger sich auf Maßnahmen zum Ausbau der Ladeinfrastruktur zu konzentrieren, um die Nachfrage an batterieelektrischen schweren Nutzfahrzeugen anzuregen und den Übergang zur CO2-Neutralität zu ermöglichen. 

Megawatt-Ladesystem wird von der Industrie bereits erwartet

Damit sich die Energiespeicher schwerer elektrischer Nutzfahrzeuge in möglichst kurzer Zeit mit Strom füllen lassen, sind wie bei Pkw Schnelllade-Standards von großer Wichtigkeit. So betonte Glenn Cezanne, CharIN e. V: „Die Normung ist das Herzstück der E-Mobilität und mit allen Elementen des Sektors verbunden. Die Einführung und Verbreitung der Elektromobilität wird durch die Einführung von Normen wie dem Stecker für das Megawatt-Ladesystem erheblich erleichtert. Und es ist sehr aufschlussreich zu sehen, dass, obwohl die Normung für MCS noch bis 2024 dauern könnte, es sehr starke Signale von Seiten der Industrie gibt, die daran interessiert sind, die Technologie so bald wie möglich einzuführen".

Nationale Strategien zur Dekarbonisierung des Nutzfahrzeugsektors

Verschiedene nationale Einrichtungen, welche für die Entwicklung der Ladeinfrastruktur in ihren Ländern zuständig sind, stellten in Brüssel eigene Strategien vor und tauschten sich zu möglichen Überschneidungen aus. Jan Steffens, Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur, gab in diesem Zusammenhang einen Überblick über das Gesamtkonzept für klimafreundliche Nutzfahrzeuge. Es bildet den Rahmenplan für die deutschen Aktivitäten im Bereich der Ladeinfrastruktur. Der kürzlich veröffentlichte Masterplan Ladeinfrastruktur II sieht zudem ein eigenes Kapitel für HDCV vor. Die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur erhebt und analysiert Daten zu verschiedenen Nutzungsszenarien, veröffentlicht Auswertungen sowie allgemeine Informationen zum Aufbau und Betrieb öffentlicher Ladestationen. Das niederländische Pendant zur Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur in Deutschland, die Nationale Agenda Laadinfrastructuur, hat ähnliche Analysen zum derzeitigen Energie- und Ladeinfrastrukturnetz aufgestellt. Sie bietet ebenfalls Instrumente zur Unterstützung von Industrie und öffentlicher Hand beim Ausbau der Ladeinfrastruktur.

Die Veranstaltung konnte an dieser Stelle deutlich aufzeigen, dass gerade Deutschland und die Niederlande ähnliche nationale Strategien für den Ausbau von Ladeinfrastruktur aufgestellt haben. Das Interesse an einem weiterführenden Austausch mit Einbindung weiterer nationaler Infrastruktur-Agenturen ist daher groß.

Ladeinfrastrukturausbau muss europäisch gedacht werden 

Entscheidend für die Marktdurchdringung von batteriebetriebenen Lkw im Fernverkehr ist, dass im gesamten Europa durchgängig geladen werden kann. Dario Dubolino, DG Transport and Mobility, stellte deshalb die von der Europäischen Kommission geplanten Maßnahmen und Zielsetzungen zum Thema Ladeinfrastruktur vor. Mit der europäischen Strategie für nachhaltige und intelligente Mobilität soll das europäische Verkehrssystem nachhaltiger, intelligenter und widerstandsfähiger werden und bis 2050 eine Emissionsreduzierung von 90% erreicht werden.

Die Zielsetzungen insbesondere in der AFIR seien aus Sicht der Automobilhersteller ein wichtiger Ansatz, gingen allerdings noch nicht weit genug. Trotz der hohen Relevanz des Themas, ist derzeit bisher kein europaweit koordinierter Ansatz für die Entwicklung der Ladeinfrastruktur für E-Lkw im Fernverkehr erkennbar. Lokale Ladeinfrastrukturinitiativen sind nicht miteinander vernetzt und tragen nur in begrenztem Maße zu einer flächendeckenden Abdeckung der europäischen Verkehrskorridore bei. Die Initiative hEVy Charge EU möchte daher zu einer europäischen Strategie für den Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Lkw im Fernverkehr beitragen.

Das Panel zum Thema „Europäische Ladeinfrastruktur für batterie-elektrische schwere Nutzfahrzeuge“ ermöglichte ein erstes Zusammentreffen der für das Thema relevanten Akteure und bot die Plattform für eine konstruktive Diskussion zwischen allen Beteiligten.