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Kamera und Fotoausrüstung © iStock / batuhan toker

Klimaschutz & Verkehrssektor

Busse mit innovativen Antrieben gehören auf die Strecke

Innovative Antriebe stellen in der täglichen Praxis große Herausforderungen an Betreiber von Omnibusflotten und Werkstätten.

v.l.n.r.: Hansjörg Russ, Stefan Russ, Karl Zimmermann, Peter Hofelich, Franz Loogen, Wolfgang Arnold, Frauke Goll, Gustav Tuschen, Michael Krech

Innovative Antriebe stellen in der täglichen Praxis große Herausforderungen an die Betreiber von Omnibusflotten und an Omnibus-Werkstätten. Neben den Investitionen in die Fahrzeuge, die Infrastruktur von neuen Tank- und Ladestellen für Brennstoffzellen- bzw. batterieelektrischen Bussen müssen auch die Werkstätten selbst umgebaut und neu ausgerüstet werden. Darüber hinaus müssen Fahrer und Werkstattpersonal geschult werden. Dass in der Kombination von Service-Innovationen, Qualität und emissionsfreien Antrieben für Werkstätten große Chancen liegen, unterstreicht die After-Sales Studie der e-mobil BW.

Angesicht der Ziele der EU, bis 2050 den städtischen ÖPNV CO2-frei zu gestalten, ist der Modernisierungsbedarf der Omnibusflotten im Stadtverkehr besonders groß. Für das Kraftfahrzeuggewerbe hat die aktuelle After-Sales Studie der e-mobil BW bereits die großen Potenziale in der Spezialisierung auf batterie- und brennstoffzellenelektrische Pkw-Antriebe analysiert. Im Zusammenspiel von Herstellern, städtischen Omnibusbetreibern und Werkstätten können in diesem Rahmen mit neuen Einsatz- und Service-Konzepten Weichen für eine ökonomisch erfolgreiche Einführung innovativer Antriebe erarbeitet werden.

Das e-mobil BW Werkstattgespräch „Chancen innovativer Antriebe im Omnibus und After Sales“ am 24.09.2015 brachte mit Wolfgang Arnold, Technischer Vorstand der Stuttgarter Straßenbahnen AG, Gustav Tuschen, Leiter Entwicklung Daimler Buses, EvoBus GmbH und Stefan Russ Geschäftsführer, Autohaus Karl Russ GmbH & Co. KG drei erfahrene Praktiker mit Peter Hofelich, MdL, Staatssekretär im Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg, zusammen. Durch das Werkstattgespräch führte Franz Loogen, Geschäftsführer der e-mobil BW. Im Mittelpunkt der Diskussion standen die steigenden Anforderungen an die Qualifikation, Fort- und Ausbildung des Werkstatt-Personals, die umfassende Digitalisierung der Wartungs- und Service-Prozesse und die Veränderung der Lagerhaltung bis hin zum 3D-Druck „on demand“ von Ersatzteilen. Ort der Diskussion war die OMNIplus BusWorld Nürtingen der Russ GmbH mit einer auch für Busse mit Dieselhybrid- und Brennstoffzellenantrieb ausgerüsteten Omnibus-Werkstatt.

Bis zur flächendeckenden Einführung elektrifizierter Busflotten sind noch weitere Anstrengungen nötig. Ein wichtiger Aspekt ist die aktive Einbindung der Modernisierung der Busflotten in die Mittelstands- und Wirtschaftspolitik des Landes Baden-Württemberg. „Damit Wertschöpfung und Arbeitsplätze hier auch zukünftig gesichert werden, arbeitet das Land intensiv an Lösungen für die Mobilität der Zukunft. Dabei ist die enge Zusammenarbeit von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik eine der großen Stärken bei uns in Baden-Württemberg. Die Elektrifizierung bietet dem Kraftfahrzeuggewerbe gerade auch im After Sales-Bereich vielfältige Chancen, neue Geschäftsfelder zu erschließen“, erläuterte Peter Hofelich MdL, Staatssekretär im Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg.

„Busse gehören auf die Strecke – besonders die mit Elektro-Antrieben. Die haben uns in den Schaufensterprojekten bereits jetzt überzeugt, und wir tragen unsere Überzeugung gerne in die After-Sales-Welt“, so Franz Loogen, Geschäftsführer der e-mobil Baden-Württemberg. „Der Erwartungsdruck an die Werkstätten ist hier besonders hoch. Busse müssen schnell, gründlich und kostengünstig gewartet und repariert werden. Sie können im Gegensatz zu PKW und LKW in der täglichen Praxis nicht einfach ausgetauscht werden: Die Linienbusse im Stadtverkehr haben spezifische Fahrzielanzeiger und Fahrkartenentwerter, die keine Werkstatt vorhalten kann. Ebenso können die Hof-Werkstätten der Fuhrparke nicht alle technischen Neuentwicklungen bis in die letzten Einzelheiten abbilden. Hier liegt in der Kombination von Aufgaben und Kompetenzen eine große Chance für innovative Service-Betriebe und ihre Werkstätten.“

Tatsächlich modernisiert sich die Omnibus-Flotte in Baden-Württemberg laufend. Zum 01.01.2015 befanden sich unter den 8.567 im Bundesland zugelassenen Omnibussen nach Angabe des Kraftfahrt-Bundesamtes allein 824 Neuzulassungen aus dem Vorjahr. Im Vergleich der Bundesländer ist in Baden-Württemberg die drittgrößte Omnibusflotte Deutschlands beheimatet und damit viel Entwicklungspotenzial für innovative Antriebe und Innovationen im After-Sales Bereich gegeben. Aktuell werden in Baden-Württemberg verschiedene Busse mit alternativen Antrieben eingesetzt, u. a. von der SSB in Stuttgart im Rahmen des Schaufensters Elektromobilität im Projekt HyLine-S zehn Dieselhybridbusse. Vier Brennstoffzellen-Hybridbusse sind im Einsatz in Stuttgart und Fellbach (gefördert im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff NIP) und weitere zwei in Karlsruhe (gefördert durch das Land Baden-Württemberg). Im Rahmen des bundesgeförderten Projektes Primove Mannheim verkehren zwei elektrische Busse mit induktiver Ladetechnik.