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Kamera und Fotoausrüstung © iStock / batuhan toker

Elektromobilität

E-Mobilität: Wachstumsimpuls oder Risiko für KMU

Wie können KMU in Zukunft unternehmerisch vom Megatrend Elektromobilität profitieren? Diese Frage steht im Mittelpunkt des vom Wirtschaftsministeriums geförderten Projektes „LieSE - Lieferant im System Elektromobilität“ und war gleichzeitig Ausgangspunkt für lebhafte Diskussionen bei der Auftaktveranstaltung am 6. Oktober in der Motor World Region Stuttgart in Böblingen. Über 60 mittelständische Unternehmer aus Baden-Württemberg diskutierten unternehmerische Chancen und Herausforderungen und brachten ihre technologische Expertise ein.

Kleine und mittlere Unternehmen der Zuliefererbranche, die als nachgeordnete „Tier-N Zulieferer“ Komponenten und Bauteile für Nutzfahrzeuge und PKW herstellen, bereiten sich mit noch unterschiedlicher Intensivität auf die Digitalisierung und die Elektrifizierung von PKW und Nutzfahrzeugen vor. Neben der Fortführung des konventionellen Produktportfolios gilt es dabei wettbewerbsfähige innovative Produkte, Verfahren und Materialien für das „System Elektromobilität“ zu entwickeln: Für Lade-Software, elektrische Antriebe und Nebenaggregate, Batteriesysteme, Getriebe, Brennstoffzellensysteme oder das Thermomanagement von Innenräumen und Batteriesystemen. Die unternehmerischen wie technologischen Herausforderungen, rechtzeitig neue Bedarfe im Zuliefersystem zu erkennen, bestehende Kompetenzen vorausschauend zu erweitern und schließlich in neue Produkte umzusetzen, standen im Mittelpunkt der Auftaktveranstaltung „Chancen des Umbruchs ergreifen – Lieferant im System Elektromobilität“.

Den Hintergrund für die engagiert und lebhaft geführten Diskussionen boten einführende Vorträge von Hubert Wicker, Ministerialdirektor im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau des Landes Baden-Württemberg, Prof. Dr. Willi Diez, Leiter des Instituts für Automobilwirtschaft (IFA), Nicolas Dubois, Entwicklungsingenieur alternative Antriebskonzepte, Daimler Trucks sowie Dr.-Ing. Florian Herrmann, Leiter des Competence Center Mobility Innovation am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO. Bernd Schilling, Vorstand von IMS Gear, schilderte praxisbezogen die Herausforderung des Mobilitätswandels aus der Sicht eines Zahnrad- und Getriebeherstellers.

Eingetretene Pfade verlassen

„Trotz der bislang überschaubaren Zulassungszahlen von E-Fahrzeugen in Deutschland ist es nicht zuletzt wegen der Emissionsgrenzwertüberschreitungen in unseren Städten unausweichlich, dass Elektromobilität die Zukunft unserer Mobilität prägen wird. Daher ist es gerade für die hier ansässigen kleinen und mittelständischen Unternehmen der Automobilzuliefererindustrie als Säule unseres Wohlstands essentiell, über gezielte Neuausrichtungen ihrer Geschäftsaktivitäten nachzudenken. Der Markt für die Automobilzulieferer weist bereits eine sehr hohe Dynamik auf. Um hier nicht den Anschluss zu verlieren, müssen die Unternehmen eingetretene Pfade verlassen und innovative Wege einschlagen, denn nur so können sie vom technologischen Wandel hin zur Elektromobilität profitieren,“ so Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. Dr. h.c. Dieter Spath, Leiter des Instituts für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement IAT der Universität Stuttgart und des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO.

Umbruch in der Wertschöpfungsstruktur

Wolfgang Grenke, Präsident der IHK Karlsruhe und BWIHK-Vizepräsident, wies auf die weiteren Dimensionen des Wandels hin: „Es geht nicht nur um neue Antriebstechnologien, sondern auch um ganz neue Mobilitätskonzepte. Vernetzung spielt dabei die zentrale Rolle. Es ist entscheidend, was wir aus den Daten, die uns massenhaft zur Verfügung stehen, machen. Deep Learning heißt hier das Stichwort: Daten Situationen genüberstellen und sie kontextuell nutzen. Wenn ich zum Beispiel weiß, dass in Bremen ein Stau ist, hilft mir das nicht, wenn ich mich in Karlsruhe befinde. Die Daten müssen in der Situation relevant sein. Und die Chance, dies voranzubringen, haben wir. Unser Land ist ein national wie international führender Standort für Forschung, Entwicklung und Innovationen.“

Für Franz Loogen, Geschäftsführer der e-mobil BW, war der Workshop ein erster von vielen notwendigen Schritten: „Wir sehen sowohl einen großen Informations- als auch einen bedeutenden Handlungsbedarf in Baden-Württemberg. Die Wertschöpfungsstruktur im Automobilbau steht vor einem tiefgreifenden Umbruch. Mit dem aktuellen Projekt LieSE bieten wir einen analytischen Blick auf das neue System Elektromobilität. Kleine und mittlere Unternehmen, die noch in der Einschätzung der Digitalisierung und Elektrifizierung unsicher sind, können unsere Angebote nutzen, um Optionen zu identifizieren und sich aktiv Marktchancen zu eröffnen. Die Großen der Zulieferbranche machen das bereits mit positivem Effekt vor.“

Über das Projekt

„LieSE – Lieferant im System Elektromobilität“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der e-mobil BW GmbH, des Instituts für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement IAT der Universität Stuttgart, des Forschungsinstituts für Kraftfahrwesen und Fahrzeugmotoren Stuttgart (FKFS) und der GreenIng GmbH aus Leutenbach und wird vom baden-württembergischen Wirtschaftsministerium im Rahmen des Clusters Elektromobilität Süd-West gefördert.

Die Workshop-Reihe setzt sich aus verschiedenen thematisch abgestimmten Veranstaltungen in den baden-württembergischen Zentren der Automobilzuliefererindustrie zusammen. Der Folgetermin findet am 17. November 2016 statt.